Ein ganz gewöhnlicher Tag

Den ersten Text habe ich gewählt, weil wir alle seit dem Ausbrauch der Corona-Pandemie unser Leben nach unserem gewohnten Rhythmus so verändern müssen, uns einschränken und in den Begegnungen und Aktivitäten zurücknehmen lernen müssen – aber darin liegt ja vielleicht auch eine Chance.
 
Ein ganz gewöhnlicher Tag
 
So einen Tag wie heute
hat es in meinem Leben schon viele gegeben
keine besonderen Vorfälle, nichts Außergewöhnliches.
 
Längst habe ich mich daran gewöhnt,
dass die Sonne jeden Morgen neu aufgeht.
Und auch daran,
dass ich in der Früh gesund aufstehe.
Dass Tag für Tag
Menschen Freud und Leid mit mir teilen,
ist für mich nichts Ungewöhnliches;
eben so wenig,
dass ich täglich mit Menschen zusammenkomme,
die mich mögen und mir zulächeln.
 
Auch habe ich mich schon lange daran gewöhnt,
dass jeder Tag viele kleine Freuden mit sich bringt.
 
Nichts Außergewöhnliches sehe ich darin,
dass ich Tag für Tag die Chance bekomme,
meinen Mitmenschen Freude zu bereiten,
das eine oder andere wiedergutzumachen
und mich zu versöhnen.
 
Gott, alles Gute, das ich täglich erlebe,
halte ich für so selbstverständlich,
dass es mir gar nicht in den Sinn kommt
dafür „Danke“ zu sagen.
 
Wenigstens heute Abend,
am Ende dieses ganz gewöhnlichen Tages
will ich es tun!

(Carlo Caretto)